Gespräche

Veröffentlicht am 14. Oktober 2022 um 11:31

Nach der schon langen Zeit meiner angeschlagenen Gesundheit merke ich immer mehr, dass ich in Gesprächen sehr eingeengt werde.  

Nicht nur das andere meinen, daß man als Kranker jederzeit zur Verfügung stehen sollte und Zeit habe, mein Gegenüber scheint auch oft der Meinung zu sein, dass man mir angesichts meines Schicksals nicht wie früher alles erzählen oder mit mir reden kann.    Auch vertrauliches wird manchmal gegen einen verwendet, ungefragt kommentiert und es werden hahnbücherne Begründungen bemüht.

Oft ist die Wortwahl sehr verletzend und rücksichtlos. Statt den Betroffenen zu fragen, was "dran" ist, wird einfach irgendwie agiert.

Ich kann zwar verstehen, dass z.B. eigene Hilflosigkeit nicht zugegeben wird, aber wenn jemand dauerhaft keine Abhilfe schaffen kann oder will, ist das unschön. Letztlich ist das vergiftete Nicht-Kommunikation.  

Ich habe mir inzwischen angewöhnt kurz und knapp über meine Erkrankung und eventuelle Veränderungen zu Beginn des Gespräches zu sprechen und dann das Thema einfach zu wechseln.  Manchmal brauche ich Rat oder Trost und meine Krankheit drängt sich mit allem in den Vordergrund, aber meistens halt nicht. Ich will mich doch dann nur gut unterhalten, das Gegenüber wahrnehmen und Auszeit von den eigenen Problemen finden.

Zweifellos gibt es Menschen, die dermaßen dauerhaft unflexibel oder so mit ihrer eigenen Problematik Endlichkeit und Krankheit nicht wahrzunehmen verhaftet sind, dass man mit denen keine Zeit verbringen will. Von diesen Menschen muß man sich trennen, um nicht noch mehr Lebenszeit zu vergeuden.

Aber es gibt auch die Anderen, die sich immer wieder bemühen und in meiner Situation kann ich es mir nicht leisten, auf noch mehr Kontakte zu verzichten.

Natürlich kann man nicht immer tiefgründige Gespräche führen. Überraschend viele halten Schweigen und Stille nach dem Motto "dafür bin ich nicht gekommen " aber auch nicht aus. Die sich aufdrängende Frage ist ja dann, wofür bist Du hier? Wenn man da aber nicht einsteigen oder, warum auch immer, keine Auseinandersetzung will, kommen smalltalk-Themen wie gerufen.   Natürlich bleibt das Gespräch dann oberflächlich, aber man kann eine angenehme Zeit haben. Vielleicht entwickelt sich auch manchmal mehr. 

Hier mal eine ergänzbare Liste mit möglichen Themen:  

1. Aktuelle Begegnungs - Situation   

2. Sendung/ Der letzte Film, den du gesehen hast / das letzte Buch, das du gelesen hast   

3. Haustiere   

4. Nächste oder frühere Reise   

5. Geschwister , Familie  

6. Musik oder Konzerterlebnisse   

7. Restaurants oder Clubs, in die du gerne gehst   

8. Sport   

9. Städte, in denen du mal gewohnt (oder Urlaub gemacht) hast   

10. Wetter   

11. Rezepte / Kochen   

12. Beauty   

13. Mode  

14. Hobby   

15. Kunst/ Ausstellungen/ Museum

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